
Innere Erschütterung – Stabilität ist nicht das Ziel
Einleitung:
Innere Erschütterung trifft uns in Momenten, in denen unser Leben aus dem Gleichgewicht gerät – oft unerwartet, oft tief. Was auf den ersten Blick wie ein psychischer Zusammenbruch wirkt, kann auch eine Einladung zur Transformation sein. In diesem Beitrag zeige ich, warum Stabilität zwar wichtig ist – aber nicht das eigentliche Ziel darstellt – und wie wir tieferliegende Prozesse therapeutisch begleiten können.
Was ist eine innere Erschütterung?
Innere Erschütterung ist ein Zustand, den wir möglichst vermeiden wollen – und doch gibt es im Leben immer wieder Momente, in denen wir unsere gewohnte Stabilität massiv verlieren. Unsere innere Ordnung wird derart stark durchgerüttelt, dass – zumindest in der eigenen Wahrnehmung – unser Selbstbild geradezu zerstört. Das Vertrauen in die eigenen Ressourcen schwindet plötzlich. Es fühlt sich an, als ob das Leben nicht mehr weitergeht.
Solche Zustände können sich traumatisch anfühlen: Panik, Nervosität, unaufhörliche Gedankenketten und mörderische Wut wechseln sich in Sekunden ab. Diese Zustände sind nicht nur extrem kräfteraubend – sie können auch eine selbstzerstörerische Wirkung entfalten.
Warum Erschütterung auch sinnvoll ist
Trotz aller Schwere hat die Erschütterung eine sinnvolle Funktion. Sie bringt ungelöste Situationen oder unbefriedigte Bedürfnisse mit Macht an die Oberfläche. Was zuvor im Verborgenen lag, wird plötzlich sichtbar – und vor allem: fühlbar. Das gesamte System wird in eine erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Es verlangt nach Stabilisierung, nach Entlastung, nach Lösung.
Doch genau hier liegt die Gefahr: Wird nur dieser primäre Prozess bearbeitet – also der Wunsch nach Beruhigung und Stabilität – bleibt das «innere Material der Erschütterung» ungenutzt. Denn: eine Rückkehr in alte Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster bringt keine echte Veränderung. Im Gegenteil – es entsteht lediglich eine neue Form der Erstarrung.
Der sekundäre Prozess: Die Einladung zur Veränderung
Aus therapeutischer Sicht ist es der sekundäre Prozess, der entscheidend unterstützend wirkt. Hinter dem Ruf nach Stabilität liegt oft ein viel tieferes Bedürfnis: Das Bedürfnis nach Wachstum, nach Entwicklung, nach einer Erweiterung des Selbst.
Hier zeigen sich Impulse, die lange zu Gunsten der Sicherheit und Anpassung unterdrückt wurden. Bewegungen, Gefühle, Rollen oder Persönlichkeitsanteile, die marginalisiert und verdrängt wurden, drängen nun ins Bewusstsein. Es entsteht ein unbewusster Wunsch, bislang ungelebte Seiten der eigenen Persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen.
Fragen, die in diesem Prozess entstehen können:
- Welche inneren Stimmen und Bedürfnisse melden sich jetzt?
- Welche Traumfiguren oder Bilder wollen gehört werden?
- Welche größeren Bedeutungszusammenhänge deuten sich an?
- Welche alten Abhängigkeiten wollen gelöst – und welche neuen Strukturen aufgebaut werden?
Stabilität ist nur der Anfang
In der prozessorientierten psychologischen Arbeit ist Stabilität wichtig – aber nicht das Endziel. Sie ist ein erster Meilenstein, eine Art „sicherer Boden“, auf dem die tiefer liegenden Prozesse überhaupt erst in Bewegung kommen können.
Die eigentliche Arbeit beginnt, wenn wir der Erschütterung nicht nur beruhigend begegnen, sondern ihr bedeutungsvoll zuhören. Sie führt uns in eine vertiefte Auseinandersetzung mit unbewussten Anteilen, Körpersignalen und überlebten Mustern.
Fazit: Erschütterung als Entwicklungsschub
Innere Erschütterung kann ein Wendepunkt sein. Wer bereit ist, dem Prozess Raum zu geben – jenseits reiner Stabilisierung –, wird mit einer neuen Tiefe, einer lebendigeren Selbstwahrnehmung und oft auch mit einem erweiterten Lebenssinn belohnt.
Oder anders gesagt:
Die Erschütterung zu integrieren, führt zu einer neuen Form des Daseins.
@Dieser Text ist KI-frei geschrieben. Er ist entstanden durch das Erspüren von inneren Prozessen, kombiniert mit meiner Erfahrung aus der therapeutischen Tätigkeit.
copy please: unter Nennung des Autors: philippsteinmann.ch
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